Heiligenkreuz, 28.06.2013
GrundSteinLegung HochSchulAusbau und "Dies Festivus"
an der Philosopisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz
Am Vortag des Festes Peter und Paul veranstalteten Stift und Hochschule einen Festtag, in dessen Verlauf die Grundsteinlegung für den Ausbau der Hochschule stattfand.
Beim Festakt am Vormittag standen zum Thema "Der Auftrag der Theologie" vier Impulse auf dem Programm, die darauf aus unterschiedlichen Perspektiven Bezug nahmen:
- Univ.-Prof. Dr. Christian Noe (Biochemiker und Gründungsdekan der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien) begann seinen Impulsvortrag mit dem Sonnengesang des hl. Franz von Assisi, der kritische und einfache gläubige Menschen verbinde.
- Univ.-Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Philosophin, Vorstand des EUPHRat an der HS Heiligenkreuz) zitierte u.a. Franz Kafka: "Dichtung ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit." Jeder Dialog müsse zur Weglosigkeit vordringen, bevor es eine Lösung gibt. Neben dem Wissen um Wahrheit gebe es auch das Wissen um die Unangemessenheit der eigenen Unzulänglichkeit, sich ihr anzunähern (Guardini). Maßstab und oberstes Prinzip müsse immer die Wahrheit sein; sie mache demütig. So sei über dem Eingangstor der Universität Oxford zu lesen: "Dominus illuminatio nostra" (Der Herr ist unsere Erleuchtung/Aufklärung).
- DDr. Peter Löw (Jurist, Unternehmer, Ehrensenator der HS Heiligenkreuz) sprach über die Priesterausbildung als zentralen Bereich und zählte dabei die Vorteile des "einmaligen Projekts Heiligenkreuz" auf: attraktive Gemeinschaft/ überregionaler Lehrkörper, der durchwegs ehrenamtlich tätig ist und mit Begeisterung lehrt/ Vorbilder zum Anfassen: Studenten treffen Ordensgeistliche, die zeigen, dass das Leben in Gott Spaß macht/ eine Umgebung, die losgelöst ist von bekannten und kirchenkritischen Strukturen, die studentische Freiheit ermöglicht. So hat die Hochschule Heiligenkreuz 230 Studenten aus 28 Nationen, 140 davon auf dem Weg zum Priestertum und sie wächst ohne staatliche und kirchliche Förderung. Deshalb sei die Erweiterung ein Grundstein zur Wahrung des Glaubens und ein Meilenstein zur Wahrung der europäischen Kultur.
- Bundesminister Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle (Altphilologe, Minister für Wissenschaft und Forschung) verteidigte die Theologie, die in den letzten beiden Jahrhunderten ihren Rang als "Regina Facultatum" abtreten musste, dem aktuellen mächtigen Diskurs zum Trotz, als Wissenschaft. Sie sei, wie die Philologie, vor allem eine Textwissenschaft, gewinne aber auch vonseiten der Naturwissenschaften her an Bedeutung: Erkenntnisse der neuesten Quantenphysik tragen bei zum Misstrauen gegenüber der Empirie. Die Theologie komme wieder als philosophische Disziplin ins Spiel. Eine weitere wichtige Aufgabe der Theologie sieht Töchterle im interreligiösen Dialog in offener, toleranter Form. Resümierend meinte der Wissenschaftsminister, die Theologie sei ein bedeutendes Element des wissenschaftlichen Kosmos. Er freue sich über den symbolischen Schritt der Grundsteinlegung und versicherte seine Unterstützung.
Nach der Pause fand die Uraufführung der "Heiligenkreuzer Hochschulhymne" des Pianisten, Komponisten und Sängers Robert Werner statt, die großen Applaus erntete.
Es folgte die Festansprache des Präfekts der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Zenon Kardinal Grocholewski.
Unter verschiedenen Aspekten beschäftigte sich auch Kardinal G. mit der Frage der Wissenschaftlichkeit von Theologie, je nach Interpretation der Welt aus philosophischer oder theologischer Sicht. Er begann mit Thomas von Aquin: die Erkenntnis der Naturprinzipien sei uns von Gott her gegeben, wobei sich die Philosophie auf den Vernunftbereich beschränke, die Theologie hingegen darüber hinausgreife. Die "Himmelsleiter" des Alten Testaments stelle die Verbindung von oben nach unten dar, auf welcher Engel auf und nieder steigen. Dieses "von oben Kommende" in Worte zu fassen und es einer Welt in Kategorien zu verkünden, werde oft nicht nur von außen her angezweifelt, sondern auch von den Theologen selber, weil sie oft zu sehr mit rationalen Erklärungen beschäftigt seien. Einen weiteren Aspekt stelle die Sprachlosigkeit dar, heute "mit und zu Gott zu sprechen". Hauptauftrag der Theologie angesichts dieser Situation sei Verständlichkeit: das Bemühen, von und mit Gott in Worten zu sprechen, die Ihn aus dem "Elfenbeinturm" holen, ohne Ihn zu banalisieren. Dazu sei neben dem nötigen Glaubenswissen die Authentizität der verkündenden Person gefragt, die dieses "cor dare" (credere – glauben) lebe: Nur Theologen, die selbst ergriffen sind, denen der Glaube ein Herzensanliegen ist, können diesen auch glaubhaft vertreten. Objektive Theologie und persönlicher Glaube müssen verbunden sein, denn nur "hörende" Theologen können Menschen die Ohren öffnen für Gott. Auf dem Grundstein sei das eindrücklich formuliert:
Nach dem Mittagsgebet der Mönche folgte um 15 Uhr die Festmesse in der Abteikirche, bei der Zenon Kardinal Grocholewski die Predigt hielt.
Anschließend ging es in einer Prozession zur Baustelle in den Hochschulhof, wo die feierliche Grundsteinlegung erfolgte. Papst Benedikt XVI. segnete diesen Grundstein zum Ausbau der nach ihm benannten Hochschule im Anschluss an seine letzte Generalaudienz am 27. Februar 2013.
Ein Fest des Dankes und der Freude mit musikalischen Darbietungen der Studenten bildete den Abschluss dieses "Dies Festivus", der durchgehend seinem Namen gerecht wurde.