Requiem und Begräbnis am 25.04.2006, Weistrach.
Manuel wurde vor 11 Jahren adoptiert und wuchs sehr glücklich in seiner neuen Familie auf. Seinen neuen Eltern wurde er, wie sie es selbst beschreiben, zu ihrem "Sonnenschein". Er blieb bis zu dem verhängnisvollen Tag, an welchem er verunglückte, deren einziges Kind.
"Wieso ließ Gott etwas so Schreckliches zu, warum versagte der Schutzengel ?" - drängen sich berechtigte Fragen auf. Noch mehr: die Erfahrung zeigt, dass es meistens gerade die besten jungen Menschen sind, die aus dieser Welt gerissen werden, so dass in manchen Ländern der Volksmund ziemlich vorwerfend sagt: "Der Herrgott holt sich die Seinen".
Schola caritatis - Schule der (tätigen) Liebe, nannten die christlichen Heiligen und andere Weise das Leben auf der Erde. Es kommt vor, dass einige Menschen früher als die anderen ihre Herzensreife erlangen. So wie Manuel strahlen sie Güte und inneren Frieden aus, sie haben alles über das Geheimnis des Liebens und Verzeihens gelernt, was in deren "Klasse" möglich war. Ein Weiterverbleiben in derselben wäre ein unnötiges und ungerechtes "Nachsitzen".
Das, was in unserem Schulsystem noch immer weitgehend fehlt, die Begabtenförderung, betreibt scheinbar die himmlische Vorsehung dadurch, dass die besonders begabten Schüler in höhere Klassen gestuft werden. Der Spruch "man pflückt die Früchte, wenn sie reif sind" ist ein anderer Versuch, um das zu frühe Ableben zu erklären. Im Glauben war Manuel jedenfalls schon reif: im Gegensatz zu den meisten Jugendlichen seines Alters, die in ihren Zimmern Posters von Rockgruppen oder Fußballstars hängen haben, hatte Manuel Heiligenbilder, Muttergottesstatue und den Rosenkranz über seinem Bett.
Obwohl Manuels Scheiden aus unserer Sichtweise sehr tragisch ist, er dürfte seine seelische Reifeprüfung bestanden haben und daher sollen wir ihn eigentlich beneiden und nicht betrauern. Unser Beileid gilt den Hinterbliebenen: seinen Eltern, Verwandten und Freunden.
Zu diesem Bericht, der als Newsletter gesendet wurde, gab es viele sehr positive, aber auch einige sehr negative Rückmeldungen. Um die Sachlage zu klären, haben wir diesbezüglich eine Stellungnahme veröffentlicht.