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Aschbach, Pfarrsaal, 30.03.2007 Persönliches Beten Ein Vortrag von Auxiliarbischof Dr. Anton Leichtfried Es wunderte sich mancher
Besucher, dass der St.Pöltner Weihbischof Leichtfried in seinem übervollen
Terminkalender Zeit fand, zu einem relativ unbedeutenden Ereignis nach
Aschbach zu kommen. Das Geheimnis lüftete Organisator Mag.
Josef Schlöglhofer vom Katholischen Bildungswerk Aschbach. Er
vereinbarte nämlich schon vor anderthalb Jahren den Termin mit Anton
Leichtfried, dem damaligen Spiritual am gesamtösterreichischen
Propädeutikum im Canisiusheim Horn. Der Spiritual,
der inzwischen ja zum Bischof geweiht worden ist, kam seiner
Zusage dennoch nach.
Sein Vortrag über "Persönliches
Beten nach Ignatius von Loyola" kam bei den Zuhörern im vollbesetzten
"Martinisaal" gar nicht so sehr als solcher an, sondern vielmehr als
ein herzliches Anteilnehmenlassen an eigenen Lebenserfahrungen. Das Gebet sei vor
allem ein Gebet füreinander. Jeder neue Tag könnte
mit einer "vorausschauenden Fürbittrunde" beginnen - für alle
Menschen, die wir treffen werden. Mittags könnte dann eine
"Segensrunde" folgen für alle, mit den wir den Tag
verbringen: für Freund und Feind in Schule, Nachbarschaft und
am Arbeitsplatz. Und
abends wäre eine "Dankrunde" angebracht für alle, die uns lieb haben und
die wir lieb haben dürfen. Die lebendige, sprudelnde
Mitteilungsfreude des jungen Bischofs, der als Vierzigjähriger weltweit zu
den Jüngsten seiner "Zunft" zählt, sprang auf das Publikum über, das
"leider" überwiegend aus Pensionisten bestand. Leider, denn die menschenfreundliche und offene
Art unseres Weihbischofs hätte sicherlich auch jugendliche Zuhörer sehr
begeistert. Doch ungeachtet des Alters des Publikums drehten sich
die Fragen im anschließenden Dialog gerade um die Jugend und um die
Zukunft der Kirche.
Unser Vorschlag an den Veranstalter: schnell noch einen Vortragstermin mit dem Weihbischof
organisieren, ... vielleicht kommt dann eines Tages durch Gottes
Gnaden ein Erzbischof oder gar der Papst nach
Aschbach. :) Auf jeden Fall
erwarten einen so großherzigen Menschen wie Weihbischof Dr. Anton
Leichtfried sicherlich noch große Aufgaben.
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Nach dem Vortrag baten wir Herrn
Weihbischof um ein Interview, welches er uns gerne gewährte.
CROSS-PRESS: Wie sind Sie zum Glauben gekommen?
Wann haben Sie Gott entdeckt? Oder, um Ihre Worte aus dem
Vortrag zu verwenden: wie und wann haben Sie Ihre Beziehung zu Gott
aufgebaut?
Weihbischof
Leichtfried: Vorbereitet bin ich durch eine Kindheit in
christlicher Familie. Gott schickte mir an wichtigen Punkten
immer gute Begleiter, die mir geholfen haben durch Vorbild und
Unterstützung. Die Mönche in Seitenstetten waren mir eine
große Hilfe. Im Alter von 10 Jahren war es meine eigene
Entscheidung, nach Seitenstetten ins "kleine Seminar" zu gehen, um einen
geistlichen Beruf zu ergreifen. Dadurch habe ich schon als Kind und
Jugendlicher viele andere Seminaristen und Priester kennen gelernt, und
dadurch ist die Schwelle nicht mehr so hoch gewesen, es auch selber zu
wagen - denn das Priestersein war für mich
etwas so Erhabenes, so jenseits, da muss man so heilig sein
... Ich hätte mir das nie zugetraut, wenn Gott mir
nicht geholfen hätte.
Im Vortrag haben Sie gesagt, dass mit den Gaben die Aufgaben
kommen. Was ist ihre besondere Aufgabe als Auxiliarbischof ?
Weihbischof Leichtfried: Es muss sich noch
herauskristallisieren, welches meine besonderen Aufgaben sind, neben der
Aufgabe, den Bischof als Hirten zu unterstützen: etwa bei
Visitationen und Firmungen. Zuständig bin ich für die Aus- und
Weiterbildung der Priester, Diakone und Pastoralassistenten.
Guter Hirt sein, ... am wichtigsten: die Menschen zu
Christus, dem eigentlichen Guten Hirten, zu
führen.
Dürfen wir Ihnen eine ungewöhnliche Frage stellen: was
verbindet Sie mit Papst Johannes Paul I. ?
Weihbischof Leichtfried: Ich
weiß es nicht. (lacht)
Das ist Ihre Gabe, immer fröhlich zu sein und
immer zu lachen. Was ist das Geheimnis hinter Ihrer
fortwährenden innerlichen Freude ?
Weihbischof Leichtfried: Das hat mir Gott in meine Natur gelegt,
ohne jeden Verdienst. Aber das ist kein Automatismus, dafür
brauche ich den Rückzug in die Stille, ins Gebet. Der Glaube
ist das Fundament für tiefen Frieden, Kraft und Freude. Doch
auch Glaube ist ein Geschenk.
Was ist der größte Wendepunkt in Ihren Leben ?
Weihbischof Leichtfried:
Ich lag einmal 16 Tage im Koma. Es war keine Wende, aber eine prägende
Erfahrung und eine Stärkung, eine Intensivierung. Ich habe ein
neues, ein zweites Leben bekommen.
Sie kommen aus Purgstall an der Erlauf. Was
halten Sie vom Mostviertel ?
Weihbischof Leichtfried: Man sieht
die Schönheit der eigenen Heimat zunächst nicht und nimmt sie viel zu
selbstverständlich. Ich bin schon aus allen Himmelsrichtungen
ins Mostviertel zurückgekehrt und habe es immer mehr schätzen
gelernt. Aaaah, dieser liebliche und harmonische Wechsel
zwischen der Festigkeit der Berge und der Weite des Tales.
Heimat ist ein Geschenk und ein Auftrag.
Was ist Ihr Lieblingsbuch ?
Weihbischof Leichtfried: Die Bibel.
Ihr Lieblingsgebet ?
Weihbischof Leichtfried: Das ist das Gebet des hl. Ignatius von
Loyola, in verkürzter Form etwa so: Nimm hin, o Herr alles,
was ich bin und was ich habe und gib mir dafür Deine Liebe und Gnade, das
ist mir genug.
Ihre Lieblingsheiligen ?
Weihbischof Leichtfried: Edith Stein, Rupert Mayer und Don
Bosco.
Ihr Lieblingskomponist ?
Weihbischof Leichtfried: Johann Sebastian
Bach.
Ihr Lieblingsfilm ?
Weihbischof Leichtfried: Gran Paradiso. Es geht um
einen Behinderten, eine Psychotherapeutin und Jugendstrafgefangene,
die gemeinsam den 4 Tausender "Gran Paradiso" bezwingen. [Link]
Ihre Lieblingsspeise ?
Weihbischof Leichtfried: Abwechslung - und das in kleinen
Portionen.
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