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Im ehemaligen Ostblock ist es allgemein bekannt, dass in Zeiten der Diktatur Säulingskrippen und Ganztagskindergärten Generationen von seelischen Krüppeln produziert haben. Es ist auch eine wissenschaftliche Binsenweisheit, dass Menschen, die als kleine Kinder die Trennung von ihrer Mutter erlebten, einen sehr niedrigen "emotionalen IQ" aufweisen. Trotzdem hat Brüssel vor, Ganztagsbetreuungseinrichtungen für die Kleinsten EU-weit massiv auszubauen. Doch die Stimmen dagegen mehren sich ...
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Seitenstetten, 16.11.2009 "'Schonzeit' für Babys und Kleinstkinder?" Podiumsdiskussion mit Familienlandesrätin Mikl-Leitner, Kinder-Psychotherapeutin Leibovici-Mühlberger und P.Michael Prinz (in Vertretung von Diözesanbischof DDr. Klaus Küng) Das hochkarätige Team stellte sich zusammen mit dem Seitenstettner Ehepaar Martin und Claudia Schmid als Meinungsvertreter der Eltern im Maturasaal des Stiftes der Diskussion, ob Kinder eines geschützten Zeitraums bedürfen, in welchem sie ausschließlich von ihren Eltern betreut werden. Dr. Josef Grubner, Vorstand des Familienverbandes der Diözese St. Pölten, sprach einführend über die Bedeutung der ersten 3 Lebensjahre in der kindlichen Entwicklung, die für die Bindungsmechanismen entscheidend sind. Es sei längst wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder bis zum 3. Lebensjahr eine ständige Bezugsperson brauchen, am besten natürlich die Mutter, um zu einem psychisch gesunden Menschen heranwachsen zu können. Das bestätigte Dr. Martina Leibovici-Mühlberger, die provokative Fragen stellte: "Wie viel Mutter braucht das Kind? Wann kann man es endlich auslagern?". Sie verglich das Baby mit einem jungen Pflänzchen, bei dem die kritische und für sein Weiterleben bestimmende Phase ebenso ganz am Anfang liegt. Es ist die persönliche liebevolle Zuwendung der Mutter und eine ständige Beziehung zu ihr, die es den Kleinen erst ermöglicht, eine Fähigkeit zu sozialer Kommunikation und Integration zu entwickeln. In den ersten Lebensjahren wird von Müttern wesentliche Gesellschaftsarbeit geleistet, die institutionell absolut nicht ersetzbar ist. In der Sprache der Wissenschaft ausgedrückt: "Affektive, koregulierte, reziproke Interaktionen", sprich mütterliche Liebe und Zuwendung, sind ausschlaggebend dafür, ob und wie sich die Synapsen im Gehirn bilden. Moderne medizinische Geräte zeigen mit erschreckender Deutlichkeit den Unterschied zwischen den Gehirnfunktionen "abgeschobener", nur mit dem Lebensnotwendigen versorgter Kinder, und in der Familie liebevoll betreuter Babys. So sei es eine ungeheure Leichtfertigkeit, eine frühe ganztägige institutionelle Unterbringung von Kleinstkindern zu fördern, wie das von Brüssel neuerdings geplant ist. Claudia und Martin Schmid formulierten als Eltern dreier Kinder ihre Wünsche folgendermaßen: die Aufteilung der Karenzzeit sei zwar zu begrüßen, doch um eine freie Wahlmöglichkeit zu gewährleisten, sei eine zusätzliche finanzielle Unterstützung erforderlich: außergewöhnliche Belastungen wie z.B. Brillen und Zahnregulierungen sollten steuerlich absetzbar sein. Ein einwöchiger Pflegeurlaub sei bei mehreren Kindern zu wenig, und der Sonntag müsse als Tag für die Familie unbedingt geschützt bleiben. Überhaupt müsse wertvolle Arbeit der Mütter höher bewertet werden und die Erziehungsarbeit mehr gesellschaftliche Anerkennung finden. Der Seitenstettner Pfarrer P.Michael Prinz, der seit über 20 Jahren geistlicher Begleiter der Katholischen Frauenbewegung ist, formulierte ebenso deren Grundsatz: "Erwerbsarbeit und Erziehungsarbeit bedürfen gleichwertiger gesellschaftlicher Anerkennung." Er meinte, dass die positive Wirkung von Geschwisterhaben auf die Persönlichkeitsbildung zu wenig bedacht werde, im Hinblick auf soziale Integration und Solidarität, die wiederum eine Grundlage der Gesellschaft sei. LR Mag. Johanna Mikl-Leitner brachte ihre Stellungnahme aus politischer Sicht. Ihr geht es vor allem darum, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, und zwar durch finanzielle und organisatorische Unterstützung. Sie ist gegen ein "Müttergehalt" und gegen die "Gratisbetreuung von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren", und findet, dass die Nachmittagsbetreuung kostenpflichtig bleiben soll, denn Kinder hätten auch Anspruch auf ihre Eltern. Doch jeder Kindergarten müsse offen bleiben, solange es die Eltern brauchen. Die länger dauernde, freundlich aber emotionell geführte Podiumsdiskussion wurde vom Kath. Familienverband der Diözese organisiert; die Initiative geht auf Familienlandesrätin Mikl-Leitner zurück, die auch an anderen Orten Veranstaltungen zu diesem Thema abzuhalten bereit ist. |