Up "Das Kreuz im Klassenzimmer" Slideshow

 St.Pölten, 17. März 2009

 "Das Kreuz in Kindergarten und Schule"
 Gesellschaft und Recht zwischen Integration und Tradition

 Die Diskussionsveranstaltung des NÖ Akademikerbundes im Ostarrichisaal des Landhauses ließ die Vielschichtigkeit und Brisanz des Themas schon in der Auswahl der Referenten erahnen:

 Kreuz - religiöses Symbol und kulturelle Identität

 Mag. Dr. Peter Pitzinger vom Akademikerbund, Leiter des Familienreferats und Organisator des Abends, moderierte die Diskussion und sprach in seinen einführenden Worten von der Bedeutung, die das Kreuz für viele Menschen nicht nur als religiöses Symbol habe, sondern als Zeichen für die abendländische Kultur überhaupt.

 Kreuze werden künftig kaum Konfliktthema sein

 Dr. Schima meinte, dass die Diskussion über die Kreuze in Kindergarten und Schule künftig kaum ein Konfliktthema sein wird, vielmehr werde diese sich stärker um die Anpassung der staatlichen Gesetze an die Europäische Menschenrechtskonvention drehen.   Als Argument für die Anbringung von Kreuzen in Klassenzimmern soll seiner Meinung nach nicht die Mehrzahl der Schüler christlichen Religionsbekenntnisses an der Schule ausschlaggebend sein, sondern in der jeweiligen Klasse.   Er gab auch zu bedenken, dass andere Religionsbekenntnisse weithin kein entsprechendes "symbolisches Gegenstück" zum Kreuz besitzen.

 Selbstverständlich haben Kreuze einen Platz in Klassenzimmern

 Ausgangsthese von Prof. Stark war, dass es sich aus dem Grundrecht eines Rechtsstaates ergebe, von religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit Gebrauch zu machen.   Da die Religionsfreiheit eines der ältesten Rechte sei, müsse der öffentliche Raum nicht freigehalten werden von religiösen Symbolen, vielmehr sei es in Fällen, wo der Staat das Erziehungsrecht der Eltern übernimmt und somit stellvertretend für die Eltern handelt, selbstverständlich, dass Kreuze in Klassenzimmern ihren Platz hätten.   Denn sonst müssten ja auch alle Kirchen, Marterl und Wegkreuze abgerissen werden.   Tradition könne nicht beseitigt werden, wenn sie jedoch verdrängt wird, führe das zu Neurosen.   Da die Mehrzahl der Eltern in Österreich Christen seien, hätten diese Anspruch darauf, dass der Staat sie in ihrer Erziehungsaufgabe unterstütze.

 Entfernen der Kreuze bedeutet Abtauchen in Geschichtslosigkeit

 Frau Dr. Ennser findet es gut, dass das Symbol des Kreuzes zur Diskussion anregt.   Sie zitiert den 2. Korintherbrief, in dem Paulus schon schreibt:
"Das Kreuz ist den Heiden eine Torheit, den Juden ein empörendes Ärgernis".  
In unserer säkularisierten Gesellschaft komme der Sinn für religiöse Symbole mehr und mehr abhanden.   Diese helfen uns aber, uns auf unseren Würzel zurück zu besinnen.   So würde ein Entfernen der Kreuze ein Abtauchen in Geschichtslosigkeit bedeuten.   Für Dr. Ennser steht das Kreuz für die Sinnhaftigkeit eines Lebens auch im Scheitern, für Solidarität mit den Schwächeren - gegen die Herrschaft aller möglichen und unmöglichen Ideologien.   Das Kreuz in ihrem Büro sei ihr ein Anker in schwierigen Situationen und stehe für gesunde, geerdete religiöse Erziehung und intellektuell verankerten Glauben.

 Leere Wand im Klassenzimmer - Äquidistanz für alle Religionen

 Dr. Eder, erklärter Atheist, wäre für eine "leere Wand" im Klassenzimmer, eventuell mit eingerahmtem Text der Deklaration der Menschenrechte.   Als Alternative zum Religionsunterricht fordere er nicht einen Ethikunterricht, sondern "ein Unterrichtsfach über Weltreligionen und Weltanschauungen".

 Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs

 Mag. Düzel betonte in seinen Ausführungen vor allem die Bedeutung und Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs.   Dialogbereitschaft und Integrationswillen würden nicht vom Herkunfstland abhängen, sondern von der Milieuzugehörigkeit in Österreich.   Er präsentiere die Zahlenstatistik bezüglich Migranten, die ca. 11% der Bevölkerung ausmachten.

 Akropolis - Kapitol - Golgotha

 In der anschließenden Diskussion erinnerte Günther Danhel vom "Institut für Ehe und Familie" daran, dass Europa auf drei Hügeln erbaut sei:  der Akropolis (griechische Philosophie), dem Kapitol (römisches Recht) und Golgotha (liebender Gott).   Kreuz sei daher nicht als ein Folterinstrument der Römer, auch nicht als ein Siegeszeichen für die Christen, sondern als ein Symbol der Auferstehung.   Sogar für Nietzsche ist "Christus am Kreuz das erhabenste Symbol".

 Erziehung zu Toleranz und Achtung voreinander

 Mag. Ernst Merkinger, Fachinspektor für Religion an Pflichtschulen, erklärte, dass die den Schulen von der Gesellschaft überantworteten Erziehungsaufträge immer komplexer werden.   Erziehung zu Toleranz und Achtung voreinander sei als Unterrichtsprinzip gefragt:  "tolerare" bedeute ja ertragen, erdulden, durchtragen, aber auch etwas wie Respekt, der eingefordert werden kann für eine Zukunft des Miteinander und gegen Parallelwelten.   Immer öfter gäbe es im Elternhaus keine Wertevermittlung mehr, da könne die Schule vieles wieder gut machen.   "Schulen geben ein Korsett in Krisen", aus ebendiesen Gründen auch immer mehr moslemische Eltern ihre Kinder in ihrer katholischen Privatschule anmelden.


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