Up Int. Tagung "Die Sakralisierung der Landschaft"

  Stift Seitenstetten, 11.-13.Okt..2017

 Internationale Tagung "Die Sakralisierung der Landschaft"

  Das Diözesanarchiv St. Pölten, das Don Juan Archiv Wien und der Verein Basilika Sonntagberg veranstalteten im niederösterreichischen Benediktinerstift Seitenstetten die Tagung "Die Sakralisierung der Landschaft - Inbesitznahme, Gestaltung und Verwendung im Zeichen der Gegenreformation in Mitteleuropa".   Fast 40 Vortragende aus Österreich, Ungarn, Tschechien, Deutschland, Polen und der Slowakei referierten in folgenden Themengruppen: "Landschaft", "Klöster", "Bruderschaften", "Wallfahrt" sowie "Kleindenkmäler und Kapellen".

 Die Tagung war mit internationalen hochkarätigen Referenten besetzt, die Vorträge waren nicht nur für Fachleute wie Kunsthistoriker sehr interessant und der Eintrit war frei, dennoch war sie relativ schwach besucht.   Vielleicht wäre die Tagung für ein breites Publikum interessanter gewesen mit aktueller und pastoralbezogenen Themen wie:  "Flurdenkmalpflege in Mitteleuropa und aktueller Allgemeinzustand der Sakralobjekte", "Neuzeitige sakrale Objekte in den Landschaften Mitteleuropas", sowie mit Workshops, in welchen erörtet würde, wie die Sakralisierung der Landschaft fortgeführt werden könnte, wie moderne sakrale Flurdenkmäler gestaltet sein könnten, sowie wie der Säkularisierung der Landschaft (Stichwort: Gipfelkreuz-Debatte), begegnet werden könnte.

 Der Lokalhistoriker, ehem. Gymansialprofessor Dr. Heimo Cerny berichtete in seinem Vortrag über das "Neustadtler Georgskreuz" als multifunktionale Bildsäule.   Es handelt sich dabei um eine 9m hohe barocke Steinsäule mit Darstellung des Hl. Georg als Drachenbekämpfer und der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, die auf dem höchsten Punkt des Ortes (heute Friedhof) steht.   Dr. Cerny führt drei mögliche Motive der Errichtung an:

  • Demonstrationsobjekt der Gegenreformation
  • Memorial für den im Türkenkrieg gefallenen Sohn des Stifters
  • Bannsäule gegen die permanente Türkengefahr.

  Der Figurenschmuck bilde stilistisch keine Einheit, weil er im Laufe der Zeit wiederholt ergänzt und restauriert wurde.   Seit 1681 sind Wallfahrten zum "Neustadtler (Wetter-)Kreuz" belegt.   

 Dr. Franz Überlacker, auch ein ehem. Gymnasialprofessor, referierte zum Tagungsthema das Beispiel der Basilika Sonntagberg im 17. und 18. Jahrhundert:  Nach Ausbreitung der Lehre Martin Luthers in der 2. Hälfte des 16. Jhs. im westl.   Mostviertel trat der Seitenstettener Abt Kaspar Plautz (1610 – 1627) dem Vorwurf der Protestanten entgegen, katholische Pilger würden auf dem Sonntagberg einen Stein (Zeichenstein) verehren.   Indem er ein Dreifaltigkeitsbild auf eine Kupfertafel malen ließ, war ein neues Kultbild geschaffen und mit dem sogenannten "Sonntagberger Gnadenstuhl" eine neue Wallfahrtsepoche eingeleitet.   Rasch fand diese Darstellung Verbreitung in ganz Mitteleuropa.   Votivbilder und Eintragungen in den Mirakelbüchern bezeugen, dass die Menschen vor allem in Notzeiten (Pestgefahr und Türkennot) auf die Hilfe der Hl. Dreifaltigkeit vertrauten.   Um 1700 sind erstmals Pilger aus Ungar, Böhmen und Mähren nachweisbar.   Die spätgotische Kirche wurde zu klein und durch einen prächtigen Barockbau ersetzt.   Das Jahr 1757 bildet mit 132.000 Kommunikanten den Höhepunkt der Sonntagberger Wallfahrt.   Ständig waren 10 bis 12 Priester mit der Wallfahrerseelsorge beschäftigt.   Auch in den folgenden 25 Jahren hielt die Wallfahrerfrequenz an.   Der Sonntagberg gehörte mit Mariazell und Maria Taferl zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten Österreichs.   Zahllose Kapellen, Säulen, Marterl, Wegkreuze, Häuser, Bilder, Bauernmöbel, Teller, Hinterglas- und Andachtsbilder u.v.m. tragen die Sonntagberger Trinitas.   Unter dem Einfluss der Aufklärung führten vor allem unter Kaiser Joseph II. staatliche Eingriffe zum Niedergang des Wallfahrtswesens.


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