Seitenstetten, 04.06.2010
Dr.Johannes Wolfslehner:
"Kinder zu einem sinnvollen Leben ermutigen und
begleiten"
Werteerziehung - zwischen autoritär
und antiautoritär
In seinem
Vortrag im Rahmen der "Woche für das Leben" zeigte der Theologe und
Psychotherapeut Dr.Johannes Wolfslehner auf, was Kinder zur
Entwicklung und Stärkung ihres Selbstwertgefühls und zur Förderung
ihrer individuellen Persönlichkeit brauchen und was ihnen dabei
schaden könnte.
Sowohl
autoritäre als auch antiautoritäre Erziehungsversuche sind endgültig
gescheitert. In der Terminologie der Tiefenpsychologie
würde es heißen: die autoritäre Methode erzeugt ein zu
dominantes Super-Ego, welches das
Ich unterdrückt und dessen Eigenentwicklung
hindert. Bei der antiautoritären Methode
verkümmert aber das Über-Ich, was zu Folge hat, das
sich das Es, der triebhafte, tierische Teil
der menschlichen Psyche, verselbständigt.
Die
moderne Pädagogik habe längst die
Notwendigkeit der individuellen Werteerziehung erkannt. Ein Mittelweg sei gefragt, nicht
entweder oder, sondern sowohl als auch:
streng wo es sein muss, nachgiebig
genauso, beides aber in Liebe und mit Respekt gegenüber der
einzigartigen und einmaligen (von Gott geschaffenen) Persönlichkeit,
womit die Weisheit der Wissenschaft wieder einmal bei Religion und
Hausverstand landet.
Dem Erzieher
muss zuerst einmal selbst bewusst werden, welche Werte, welche
Glaubenssätze ("beliefs") ihn tragen und welche er auch
authentisch lebt, bevor er sie den Kindern zu vermitteln
versucht.
Dann ist es
notwendig, eine starke Beziehung zu den Kindern aufzubauen:
d.h. schon bei Kleinkindern Wärme und Geborgenheit
vermitteln, später immer im Gespräch bleiben.
Nur wenn eine liebe- und vertrauensvolle
Beziehung besteht, können Lebenswerte gegeben und auch
angenommen werden.
Jedes Kind trägt
seinen eigenen, besonderen Auftrag schon in sich: wir
dürfen unsere Kinder zu sich selbst begleiten, ihr Potential fördern
und zur Entfaltung ihrer Talente beitragen. Das geht manchmal nur durch Versuch und
Irrtum: genauso wie die Kinder dürfen auch wir Fehler
machen, denn Fehler in der Erziehung sind besser als
Gleichgültigkeit und Nichtstun. Die Eltern sollen da
sein, den Kindern nahe sein, ihnen aber nicht im Weg
stehen.
Letztendlich
können wir vielmehr beten, dass sie geführt und beschützt sind,
als dass wir sie selber führen und
beschützen können. Die Krone der Erziehung ist die
Liebe, die wir unseren Kinder schenken, so
Dr.Wolfslehner. |