Aigen im Mühlkreis,
26.–28. August 2013
25. Int.
Theologische Sommerakademie
"Christus: Gestern, heute und in
Ewigkeit"
Die Internationale
theologische Sommerakademie des Linzer Priesterkreises ist seit
ihrer Gründung durch den habilitierten Pfarrer Dr. Franz Breid im
Jahre 1989 bemüht, aktuelle wie grundlegende Fragen der Theologie zu
behandeln und so die Wahrheit der Offenbarung den Menschen von heute
verständlich zu machen.
An der abschließenden
Podiumsdiskussion zum Thema "Zur Zukunft von Glaube und Kirche in
Mitteleuropa" beteiligten sich Kardinal Kurt Koch (Rom), Prof. John
Roa (New York), Prof. Thomas Stark (St.Pölten/Heiligenkreuz) und
Rektor P. Karl Wallner (Heiligenkreuz).
Diskussionsleiter Dr.
Andreas Unterberger (Wien) stellte die Frage, ob die Kirchenkrise
vielleicht eine automatische Reaktion auf den Wohlstand sei und eine
Phase ökonomischen Abstiegs die Religiosität wiederbeleben
könne.
Prof. Roa meinte, die Idee
des in den USA verbreiteten Pluralismus sei eng mit
materialistischem Erfolg verbunden. Wenn dieser
ausbleibt, beginnen die Menschen nachzudenken. Die
Pluralisten werden die Angst vor dem Islam für sich nützen und
instrumentalisieren, und wenn die Christen weiterhin so lau sind,
haben die Moslems die besseren Argumente.
"Lehrt Not beten?", fragte
sich auch Prof. Thomas Stark. Ja, aber sie "lehrt" auch
fluchen. Eine Krise bringt Menschen zum Fragen: "Warum
lässt Gott das zu?". Allein die Begegnung mit Christus bringt
(Er-)Lösung - wir werden Christen, weil Sein Ruf uns
trifft. Deshalb macht sich Stark keine Hoffnung auf eine
Besserung durch die ökonomische Krise.
Zur Situation mit dem
Islam meint er: "Wir sterben aus, das ist eine
demographische Tatsache, und wenn sich ein Siedlungsraum leert, wird
er von außen wieder aufgefüllt."
Über die Zukunft der
Kirche meinte er, dass die katholische Kirche immer stark sei, wo
sie auf Seiten des Volkes gegen die Mächte der Welt stand: so
wie in Polen und Kroatien, wo diese Mächte besonders schlimm
waren. Wir seien nun in der Situation, einen
Strategiewechsel vornehmen zu müssen, denn was müsse noch alles
geschehen, damit die katholische Kirche sagt:
"Schluss!". Mit Abtreibungsbefürwortung,
Gender-Ideologie, Homo-Ehe etc. sei der Staat nicht mehr unser
Freund. Wir müssen die "Königsherrschaft Christi" wieder
einklagen, was uns wohl in martyriumsähnliche Situationen bringen
werde.
P.Karl Wallner meint, Not
führe dazu, dass man sich bewusst wird, dass es keine irdische
Heimat gibt. Er bete dafür, dass sich die ökonomischen
Umstände nicht verschlechtern. Wir müssen den Menschen
sagen: "Wenn du dich mit Gott einlässt, eröffnen sich neue
Dimensionen!" Dann würde es vielen nicht mehr als
Masochismus erscheinen, Christentum zu praktizieren.
"Wir müssen die Wirklichkeit Gottes stärker bringen, theozentrischer
werden in Verkündigung und Rede. Der Islam mahnt uns an
die Gottesrede. Die Moslems haben auch Sehnsucht nach
einem liebenden Gott."
Kardinal Kurt Koch hat den
Eindruck, dass die Christen in der EU depressiv geworden
sind. Nicht die Stärke
des Islam, sondern die Schwäche des Christentums sei das
Problem. Wir wissen nicht mehr, was wir
eigentlich sind - müssen neu entdecken, dass es keine Last sei,
katholisch zu sein. Er habe beobachtet, dass bei Katastrophen
auch die "säkularisiertesten" Menschen in Kirchen gehen, um Kerzen
anzuzünden. Sie suchen schon einen Weg in die
Transzendenz, und wir müssen ihnen den Himmel offen
halten.
Pater Karl Wallner weist
auf 1700 Jahre Toleranzedikt hin: die Kirche sei nie gebunden
an Heimat, Ort und Rasse, doch präge sie die Kultur und biete
Menschen Heimat. Leider werde sie oft nur noch als
"kulturerhaltender Faktor" gesehen: gibt es zu wenige
Priester, dann komme die Forderung, Frauen zu weihen, den Zölibat
aufzuheben, usw. Wir brauchen eine
Bekenntniskirche. Die katholische Kirche war immer
antinationalistisch, international (griech. kata holon, "das Ganze betreffend") - ein "Global Player", und doch hat sie die
Pflicht, Heimat zu geben.
Kardinal Kurt Koch sprach
von der Kirche als größtem "Global Prayer". Der
Glaube solle wirklich eine konkrete Gestalt in einer Kultur
annehmen, doch habe Katholizismus immer eine universale Konzeption
und Dimension. Die
Trennung von Kirche und Staat sei ein mühsamer Lernprozess gewesen,
doch dürfe das nicht dazu führen, dass die Laizität/Säkularität
ihrerseits zur Religion werde. Die Stimmen der Bischöfe
und Päpste brauchen Rückhalt im Volk - sie fänden zu wenig
Resonanz. Es gelte, Konsense zu finden: auf dem
Gebiet der (Bio-)Ethik, des Genderismus - auf die verschiedenen
Auffassungen vom Menschen gemeinsame Antworten zu finden, sonst
werde die Stimme der Kirche noch schwächer.
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