Dieses Jahr fand das 20. Weltjugendtreffen vom 15.-21. August in Köln unter dem Motto " Wir sind gekommen, um IHN anzubeten " [Venimus adorare EUM] statt. Obwohl manche damit scherzten, gemeint war damit nicht der Papst, sondern Jesus, im Sinne der drei Weisen, deren Reliquien im Kölner Dom aufbewahrt sein sollen. Es kamen über 800.000 Jungendliche, zu welchen sich aber auch so manche Ältere schmuggelten. Vertreten waren 160 Länder, am meisten Italien mit über 200.000 Pilgern. An die drei Tausend Österreicher kamen aus ihren Diözesen, Pfarren oder mit Gruppen wie Jugend für das Leben, Amici di Dio, etc. Während der ganzen Woche gab es Workshops, Konzerte und Vorträge in allen „babylonischen“ Sprachen, was uns jungen Menschen sehr gut gefiel.
Bei der Willkommensmesse am Montag im Stadion war die Stimmung großartig, besonders nach dem Gottesdienst, als einige Bands auftraten. Leider war der Andrang so groß, dass es für viele keine Eintrittskarten mehr gab, es war jedoch eine große Leinwand aufgehängt, wo man alles mitverfolgen konnte. Die österreichische Girly-Band „Angels“ [ http://www.the-angels.info ], die während des Treffens mehrere Konzerte gab und zusammen mit Maite Kelly von der berühmten singenden Großfamilie „Kelly Family“ auftrat, fand ich besonders toll.
Am Donnerstag war es dann endlich soweit: Kardinal Ratzinger kam bei seiner ersten „Dienstreise“ als Papst Benedikt XVI. wieder in seine Alt-Heimat, und zwar, um die Jugend zu begrüßen! Viele warteten auf den Papst schon seit 5 Uhr früh auf der -wie die Kölner es nennen- Dom Platte. Kein Wunder, dass mehrere umkippten, denen aber dank guter medizinischer Versorgung schnell geholfen wurde. Zu den heißesten Mittagsstunden kam dann die Feuerwehr und sorgte mit einer Abspritzaktion für kühle Erfrischung.
Um 18 Uhr fuhr der Papst mit dem Schiff auf dem Rhein, in welchen viele Menschen bis über die Knie wateten und ihm zujubelten. Er freute sich sichtlich über den herzlichen Empfang. Mit dem seinem „Papamobil“ kam er zum Dom und nach seiner Begrüßungsrede betete er für den ermordeten Frère Roger von Taizé und hielt anschließend die heilige Messe.
Der absolute Höhepunkt des Weltjugendtreffens waren Samstag und Sonntag. In einem alten Wallfahrtsort südlich von Köln, dem Marienfeld, hielt der Papst das Nachtgebet, die Vigil, mit uns. Die meisten Jugendlichen beteten und sangen die ganze Nacht hindurch oder schliefen im Freien. Dank Gottes großartiger Regie regnete es in dieser Nacht nicht, aber es war dennoch kalt und so ziemlich jeder wachte (von der neugeweihten großen Glocke zum Laudes, dem Morgengebet geweckt) mit Tautropfen im Gesicht auf.
Bei der heiligen Messe am nächsten Morgen waren der Papst, hunderte Bischofe, tausende Priester und insgesamt eine Million Menschen dabei! Das Evangelium (Mt 2,1-12) passte gut zum WJT-Motto: Die Sterndeuter kamen, um das Jesuskind anzubeten. Der Papst hielt eine schöne und bewegende Predigt. Es ging dabei um die Liebe Jesu, die er ja besonders zeigte, als er für uns starb, und dass er nun in der Eucharistie gegenwärtig ist und dass wir jungen Leute ein Zeugnis für seine Liebe sein sollen.
Ein solches Zeugnis versuchten wir zu geben, wenn wir zum 100sten Mal -jeder einzeln- vom Sicherheitsdienst besonders genau untersucht wurden, wenn wir stundenlange Fußmärsche machen mussten, da die Verkehrsmittel gnadenlos überfüllt waren oder es schier unbegründbare meilenlange Straßensperren gab, oder wenn wir uns viele Stunden lang zur Essensausgabe anstellen mussten, da es viel zu wenige Ausgabestellen gab.
So kauften sich viele, die zeitlich dazu kamen und die es sich leisten konnten (denn für Pilger aus dem europäischen Osten und aus Afrika sind die westeuropäischen Preise für „kölsche“ Kost unerschwinglich gewesen) den Proviant selbst, obwohl im Pilgerpaket die Mahlzeiten inbegriffen gewesen waren. Ein großes Plus: die Preise für diese Pilgerpakete, welche Programmhefte, Stadtpläne, Verkehrstickets und Essensmarken beinhalteten, waren gestaffelt, sodass die Menschen aus ärmeren Ländern um ein Drittel oder die Hälfte weniger zahlten als die aus den reichen.
Die ganzen Probleme schweißten uns aber nur noch mehr zusammen, jeder half dem anderen wo er nur konnte, und ich sah nie frustrierte, schimpfende oder gar streitende Mitpilger. Wir haben trotz Strapazen und Hunger, oder gerade deswegen gelernt, wie schon Jesus sagte, dass man nicht nur von Brot allein lebt (Mt 4,4). Es ist das Gefühl, viele Freunde zu haben, einer großen liebenden Gemeinschaft, einer Kirche Gottes zuzugehören, was einem Lebensfreude und Lebenskraft verleiht!
So war das Weltjugendtreffen bestimmt eine tolle Glaubenserfahrung, und hoffentlich wird das nächste im Jahr 2008 in Sydney genau so begeisternd.
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Links: www.wjt2005.de , www.weltjugendtag.de
Text und Fotos: Mirijam Christina Malinar