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Ein übersättigter Geist kann nichts mehr aufnehmen und kann sich daher nicht mehr weiter entwickeln. Deswegen ist der aus dem Überfluss resultierende Überdruss die schlimmste Krankheit unserer Zeit. Darauf hat der glaubensverachtende Film "2012" (das Überfüllen der Teetasse stammt aus einem klassischen Zen-Koan) ebenso wie "Avatar" ("Es ist nicht leicht ein Gefäß zu füllen, das bereits voll ist") deutlich hingewiesen. Hoffentlich haben die vielen Millionen Zuschauer diese Botschaft verstanden: der Mensch muss ab und zu bei sich entrümpeln, wenn er irgendwelche Fortschritte erzielen möchte. Der einzige natürliche und sicher wirksame Weg, seinen Geist zu reinigen, geschieht durch Fasten. Die Fastenzeit, die am Aschermittwoch begonnen hat, ist kein Genussverbot eines rigorosen, spaßfeindlichen Gebieters, sondern eine sanfte, ganzheitliche Heilmethode, die den Menschen vom himmlischen Vater in Seiner fürsorglichen Güte an-geboten wird. Doch wenn man fastet nur um gesund, schlank und fit zu werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die neu gewonnene Reinheit und Freiheit nicht von langer Dauer sein wird (Lk 11,25). Um einen Rückfall zu verhindern, müssen die durch Fasten frei geschaffenen Räume des Geistes und der Seele geweiht werden: die neue Freiheit muss einen neuen, höheren Sinn bekommen. Die Freiheit VON selbstsüchtiger Sinnesbefriedigung MUSS eine Freiheit FÜR selbstlosen Dienst an den Bedürfnissen der Nächsten werden. Ein Gott suchender Mensch fastet und verzichtet überhaupt erst aus Liebe zu Gott: er will sich für Ihn frei machen. Er macht sich absichtlich schwach und leer, um Sehnsucht nach der Stärke und Fülle Gottes zu bekommen. Denn wenn man alles hat, braucht man Gott gar nicht mehr. Diese Sehnsucht gibt ihm Mut, den Kampf mit den Versuchungen des "Fleisches" aufzunehmen und festigt seinen Willen, gegen Gier und Triebe durchzuhalten. Christen denken auch daran, dass wir Tempel des Heiligen Geistes sind (1Kor 6,19), und räumen gelegentlich auf, indem wir auf alles nicht Lebensnotwenige zeitweilig verzichten, insbesondere in den nächsten 40 Tagen, um unseren Herz für das bevorstehende höchste Fest der Christenheit, die Auferstehungsfeier Jesu, würdig zu machen. Dann kann der lebensspendenden Geist Gottes zu uns kommen und bei uns wohnen (2Kor 6,16). Zum gemeinsamen Verzicht auf alles, was wir nicht brauchen, lädt eine Plattform vieler katholischen Einrichtungen: aktion-verzicht.at. Viele Klöster und Bildungshäuser bieten begleitende Fastentage oder -Wochen an: kloesterreich.at. Auf der Seite "Energie für die Seele tanken" auf canisius.at wird man fündig, wenn man den Suchbegriff "Fasten" eingibt. | |||||||||
Waidhofen an der Ybbs, 17.02.2010 Aschenkreuz als Segen Der Waidhofener Stadtpfarrer und Dechant Mag. Herbert Döller zeigte in seiner Predigt einen der vielen von Kindern schwarz-weiß bemalten Steine. Sie sollen auf die ernsten, dunklen Tage hinweisen, die nun nach der lustigen und ausgelassenen Faschingszeit beginnen. Doch so wie die finsteren Wintertage zum Frühling führen, so führen die beschwerlichen Fastentage zum hellsten Tag überhaupt: Ostern ! Wir sollen uns aber in der Fastenzeit nichts Unerreichbares vornehmen, denn "der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen", sondern zunächst kleine Selbstbeherrschungsschritte wagen, aber dafür mehr beten und vor allem nach der Frohbotschaft der Nächstenliebe handeln. Denn Fasten, Beten und Gutes tun gehören immer zusammen. Statt der traditionellen Worte "Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst", die bei der Aschenkreuz-Auflegung gesprochen werden, wird heute vielerorts das Hoffnungsvollere "Bekehre Dich und glaube an das Evangelium !" verwendet. Eigentlich handelt es sich bei diesem alten Ritus um einen Segen des Priesters mit geweihter Asche von Palmzweigen, der den Menschen Durchhaltevermögen in den Tagen des Verzichts verleihen soll. Da man heute aber mit der Bezeichnung "Auflegen/Spenden des Aschenkreuzes" kaum etwas anfangen kann, wäre "Aschenkreuz-Segen" wohl eher angebracht. |