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St.Valentin, 23.11.2014 "'Seht, ich mache alles neu!' – (Radio-) Mission in einer spannenden Zeit" Unter diesem Motto (nach Off 21,5) stand der diesjährige Info- und Missionstag im Mostviertel von Radio Maria Österreich, der am Christkönigsonntag im Pfarrheim von St. Valentin stattfand. Eingeleitet wurde der Nachmittag mit einem Impulsvortrag von Programmdirektor Hw. Andreas Schätzle (nachzuhören in der RM-Radiothek, sehr empfehlenswert!): Er kommentierte das so genannte "Füllhornprinzip", nach Joh.10,10 ("… ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.") mit folgenden Worten: "Wir alle sind zu einem Leben in Fülle gerufen - nicht zu einer ängstlichen, untergangsschwangeren Knappheitsmentalität. Nichts ist schlimmer als traurige Heilige (die gibt es nämlich gar nicht) oder lebensverneinende, immer warnende Fromme, Kulturpessimisten und Untergangsneurotiker!" Schätzle zitiert dann aus dem Buch "Zukunft wagen" des international bekannten Zukunftsforschers Matthias Horx: "Das ist der Kern des apokalyptischen Spießertums: wer das Schlimmste voraussagt, sitzt immer im sicheren Hafen. Wenn etwas Schlechtes passiert, bestätigt es die negative Erwartung; wenn etwas Positives passiert, ist das nur eine Herauszögerung. Am Ende kann man immer nur gewinnen, denn wenn sich die Gefahr als Illusion erweist, hat man durch Warnung zur Lösung beigetragen. Es funktioniert wie ein inneres Kontrollpult, eine moralische Superposition, ein Feldherrnhügel, auf dem man unangreifbar bleibt. Nie würde der apokalyptische Spießer auf die Idee kommen, dass er selbst ein Teil des Problems ist. Nie würde er begreifen, dass es die Art und Weise ist, wie wir die Zukunft mental beschreiben, die die Zukunft konstruiert." (S.35) "Also so, wie du eine Sache planst, denkst und beschreibst, wie du an sie herangehst, so wird's dann am Schluss auch: ob großzügig, offen, festlich, fröhlich - oder mit geistiger Enge: das macht den Unterschied! Es ändert alles, mit welcher Haltung wir leben.", ist Andreas Schätzle überzeugt. "Wir werden den apokalyptischen Spießer nicht frontal bekämpfen können. Sein Prinzip hat zu viele Vorteile und das mediale System mit seinem Hang zur Hysterie, Skandalisierung, zum ewigen Shitstorm präferiert diese Logik. Aber wenn wir Zukunft wagen wollen, müssen wir seiner Spur folgen: den Abdrücken, die er in unserer Kultur, in unserem Inneren hinterlässt. Warum glauben wir so furchtbar gerne daran, dass alles immer schlechter wird, sich auf den Abgrund zu bewegt, dass die Welt nicht zu retten ist? Warum fällt es uns so schwer, positiv mit dem umzugehen, was sich - entgegen aller Gerüchte, aller Krisen und Angstbilder - immer mehr durchsetzt: nämlich Sicherheit - Freiheit - Wohlstand?" (Horx) Der Futurologe zeigt an verschiedensten statistischen Beispielen, dass die Welt sich zum Besseren hin entwickelt: er bringt die sogenannte 80:20-Regel. "Für rund 80% der Menschen auf der Erde haben sich die Lebensbedingungen in den letzten 2 Jahrzehnten von unterschiedlichen Niveaus aus verbessert, für etwa 16% sind sie gleich geblieben, gut 4% der Menschen haben von Globalisierung und Wachstum nicht nur nicht profitiert - sie sind zurückgefallen in Armut und Elend (das ist : eine sogen. 'Pareto-Verteilung'). Diese 80:20 Formel scheint so etwas wie eine magische Naturkonstante darzustellen, eine Grundformel der Selbstorganisation, in der sich unsere Welt entwickelt. 20% der Bevölkerung besitzen 80% des Vermögens, (…) doch die Zahl der Bitterarmen ging zurück, obwohl die Weltbevölkerung wuchs. 89% der Weltbevölkerung hat heute Zugang zu sauberem Wasser - im Vergleich zu 76% im Jahre 1990." - "Nein, die Welt ist nicht heil, aber wenn man seinen Blick schärft, wenn man alle Daten, Fakten und Systemaussagen vergleicht, kann man sich vor einer Erkenntnis kaum drücken: es gibt Fortschritte auf diesem Planeten - immer von Rückschlägen bedroht, aber dennoch kontinuierlichen, erheblichen Fortschritt!" Also: es wird nicht alles schlechter, sondern besser: eine interessante Erkenntnis! Allein unsere Genese macht uns zu "Knappheitsspezialisten". "Wenn wir uns nicht völlig blöd anstellen, muss es keinen Mangel geben - für niemanden." (Horx) Doch leider sind wir oft versucht, dem Feind mehr Vertrauen zu schenken, als der Macht und Herrlichkeit Gottes, stellt Schätzle fest. Er las sehr ermutigende Passagen aus einem Bericht von Johannes Hartl (Leiter des Gebetshauses Augsburg): "Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen dem, was wir in den Medien sehen und dem, wie betende, aktiv glaubende Christen in der Region die Situation wahrnehmen." Eine libanesische Christin, die ständig mit Schreckensmeldungen über bevorstehende Angriffe der ISIS konfrontiert war, ermutigte ihn, den Fernseher auszuschalten und lieber darüber zu beten, was Gottes Perspektive auf diese Situation sei. "Es ist beinahe unglaublich, aber dort herrscht absolut kein Klima der Angst, denn damit operiert ja der islamische Staat: um Menschen zu lähmen, sie zur Flucht zu bewegen. Es ist ein Klima der Hoffnung und des Glaubens an Gott: eine junge Familie, die sich entschlossen hat, im Irak zu bleiben, während die Truppen der IS näher kommen und alle ausländischen Hilfsorganisationen fliehen (…) und viele andere Geschichten, die ein Klima des Friedens und der Zuversicht zeigen bei den Menschen, die eng mit Jesus gehen. Was sie bleiben lässt, ist der Friede und die Nähe Jesu. Das ist die Wahrheit. Es ist überaus eindrucksvoll zu sehen, dass Tausende von einheimischen Christen und auch ausländischen Missionaren bleiben. Viele Muslime finden zu Jesus und werden dann zu Missionaren für andere Muslime. Sie sind desillusioniert vom Islam. Wenn die Christen in die Flüchtlingslager gehen, werden sie überall als Hoffnungsträger empfangen." So sei das im Irak, im Libanon, in Syrien und in der Türkei: "Muslime empfangen das Evangelium offen und voller Verlangen … auch in Israel. Alle sind auf der Suche. Wir sehen oft nur auf das Desaster und fragen, wie Gott so etwas zulassen kann. Sein Plan ist, dass die Menschen ihn kennen lernen. Gottes Plan ist immer größer als die Wut des Feindes: was der Feind zum Unheil geplant hat, verwendet Gott zum Heil!" "Das Reich Gottes ist lebendig unter uns, das Füllhorn ist ausgegossen, aber wo sind die, die all die Gaben und Gnaden verteilen? Die Ernte ist groß, doch es gibt nur wenige Arbeiter. Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter in seine Ernte auszusenden", fuhr Andreas Schätzle weiter fort. Er zitierte Papst Franziskus (mit den Worten des hl. Irenäus): "Christus hat jede Neuheit gebracht, indem er sich selbst brachte. Er kann mit seiner Innovation immer unser Leben und unsere Gemeinschaft erneuern, und selbst dann, wenn die christliche Botschaft dunkle Zeiten und kirchliche Schwachheiten durchläuft, altert sie nie. Jesus Christus kann auch die langweiligen Schablonen durchbrechen, in denen wir uns anmaßen, ihn gefangen zu halten, und überrascht uns mit seiner beständigen göttlichen Kreativität. (…) In der Tat: jedes echte missionarische Handeln ist immer neu!" Nach einer Pause zum gegenseitigen Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen wurden die verschiedenen Möglichkeiten einer Mitarbeit beim Radio vorgestellt. Zeugnisse von Haupt- und Ehrenamtlichen ergaben einen guten Einblick in die einzelnen Bereiche. Höhepunkt des Treffens war die Heilige Messe in der Pfarrkirche mit Neupriester Christoph Weiss, dem früheren Leiter des Amstettner RM-Studios, und einer Predigt von Diakon Manuel Sattelberger (ebenfalls nachzuhören in der Radiothek), sowie anschließendem Primizsegen. Eine Agape mit deftiger Gulaschsuppe, selbst gemacht von Schwester Michaela Gehart, der Nachfolgerin von Kaplan Christoph Weiss in der Studioleitung, bildete den Abschluss des Missionstages. |