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Christkönigsfest Zwischen dem Christkönig-Sonntag, der der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist, und dem ersten Adventsonntag, dem kirchlichen "Neujahr", befinden wir uns in einer Zwischenzeit, so wie wir gewissermaßen überhaupt in einer "Niemandszeit" leben zwischen der Ankunft und der Wiederkunft Jesu. Wenn wir uns anzunehmen trauen würden, dass es nicht noch einmal zweitausend Jahre dauert, bis Er wiederkommt, dann wäre uns dieses Fest eigentlich von größerer Bedeutung als Weihnachten. Den genauen Zeitpunkt von Christi Wiederkunft in Herrlichkeit kennt keiner außer Gottvater, doch Jesus hat uns gelehrt, dass wir die Zeichen der Zeit deuten sollen, und diese stehen eindeutig auf Sturm und große Veränderungen. Wir wollen um den Beistand des Heiligen Geistes bitten, dass er uns durch diese beiden Zwischenzeiten sicher zum anderen Ufer und einem neuen Anfang führen möge.
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St.Peter in der Au, 18.11.2009
"Religiöse Erziehung heute - bei 'Gegenwind'!?" Es kommt selten vor, dass der St.Peterer Pfarrsaal so voll ist wie an diesem Abend, als es unter diesem Titel um Glaubenserziehung ging. Viele nahmen eine längere Fahrt in Kauf und kamen aus Amstetten, Steyr, Waidhofen und sogar aus Ybbsitz. Mag. Ernst Merkinger, Fachinspektor für Religionsunterricht an den Pflichtschulen der Diözese, der auch an der kirchlich-pädagogischen Hochschule Wien/Krems unterrichtet, beschrieb in seiner Einführung den enormen Wertewandel, der in unserer Gesellschaft stattgefunden hat. Religiosität ist keine Selbstverständlichkeit mehr, das Christentum hat keine allgemeine Gültigkeit mehr, die Menschen basteln sich eine eigene "Patchwork-Religion" zusammen. Doch auch wenn alle Wege gleichwertig zu Gott führen würden, könnten unsere Kinder für ihre Orientierung nicht so viele Wegweiser auf einmal verkraften, sie brauchen zunächst EINEN bestimmten und erprobten Weg. Das ist der, der seit zweitausend Jahren unserer Kultur eigen ist. Bei den Fragen über Ursprung und Sinn des Lebens oder warum es das Böse gibt, brauchen die Kinder klare und sichere Antworten oder zumindest die Gewissheit, dass sie mit ihren existenziellen Fragen ernst genommen werden. Mag. Merkinger gab den versammelten Eltern und Pädagogen in einem spannenden, Workshop-ähnlichen Vortrag 12 Thesen zur religiösen Erziehung mit auf den Weg: Kinder brauchen Glauben an das Gute ! Viele Eltern gehen einer Entscheidung über den Glauben aus dem Weg und übertragen die Verantwortung auf ihre Kinder, bzw. vertagen sie, indem sie sagen, die Kinder sollen selbst entscheiden, ob und was sie glauben, wenn sie volljährig sind. Wenn sie aber in einem religiösen Vakuum aufwachsen, in einer Welt, in der sie ständig mit Bösem konfrontiert werden, sind sie ohne Glauben an das Gute bis dahin seelisch ausgebrannt. Welche vernünftigen Eltern würden sagen: ich lehre meine Kinder eine Sprache erst dann, wenn sie mündig sind, denn ich kann mich jetzt nicht entscheiden, wie ich mit ihnen sprechen soll ? Genauso wenig kann man auf das Lehren des Glaubens verzichten. Ohne religiöse Grunderziehung können die Menschen nicht frei sein, eine andere Religion zu wählen, da sie ja keine eigene haben. Sie werden sich schwer tun bei der Auswahl im überfüllten Laden der spirituellen Konsumgüter und können so leichte Beute für Sekten werden. Doch selbstverständlich darf Religion niemals von den Eltern verordnet werden, sondern muss ein natürlicher, integrierter Bestandteil des Familienlebens sein. Kinder wertschätzend erziehen ! Religiöse Impulse können nur dann wirksam werden, wenn durch Zuwendung eine gute Beziehung aufgebaut ist, wenn ein Vertrauensverhältnis besteht, wenn das richtige "Klima" im Umgang miteinander herrscht. Religiöse Kultur setzt eine bestimmte humane Qualität voraus, damit sie gedeihen kann. Wenn die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander zerbrochen sind, dann zerbricht mit größter Wahrscheinlichkeit auch die Beziehung der Kinder und Jugendlichen zu Gott. Glaube mit Freude vermitteln ! Evangelium bedeutet Frohbotschaft. "Begriffe schaffen Wissen, aber nur Ergriffenheit schafft Weisheit.", sagt Bernhard von Clairvaux. Wir sind keine Waisen, wir haben einen Vater im Himmel ! Es gibt so viele neue fröhliche, lebendige, heimische geistliche Lieder für Kinder und Jugendliche. Kinder können nicht mit Freude zur Sonntagsmesse gehen, wenn sie merken, dass es den Eltern eine Last ist. Sie spüren sofort, wenn die Frömmigkeit nur Theater ist. Staunen lehren, Werte schätzen lehren ! Jeder von uns ist ein Lieblingsgedanke Gottes ! In der ganzen Schöpfung kann man Gott und sein Werk mit den Kindern entdecken und bewundern. Kinder sollen schätzen lernen, was schön und gut ist. Denn dann entsteht die Liebe zum Ursprung und Urheber alles Guten und Schönen, zum guten Gott und Schöpfer, wie von selbst. Gemeinsames Familienleben muss interessant und unterhaltsam sein. Die Kinder brauchen immer wieder was Neues und Staunenswertes, denn wenn alles "fad" ist, dann kann das religiöse Leben auch nicht anders sein. Beten lernt man durch Beten ! "Learning by doing" ist die beste Methode, beten zu lernen. Wer beim Beten singt, betet doppelt. Wenn die Kinder es leicht haben, mit ihren Eltern zu reden, werden die Eltern es leicht haben, den Kindern beizubringen, mit Gott zu reden. Ein gemeinsames Tischgebet, Gute-Nacht-Gebet und Sonntagsgebet sollen feste Bestandteile des Familienlebens werden. Symbole/Rituale pflegen ! Sie geben dem Kind nicht nur das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, sondern ihrem Leben einen Hauch von Zauberhaftigkeit. Schenken wir unseren Kindern ein Gespür für "heilige Zeiten". Eine ordentliche Fest- und Fastenzeitkultur in der Familie durch den ganzen Jahreskreis aufbauen; Sonntage und Freitage wahrnehmen; Kirchenfeste und Namenstage feiern "wie sie fallen"; es gibt viel mehr als nur Weihnachten und Ostern. Mit Kindern/Jugendlichen über den Glauben reden ! Umfragen zeigen, dass Kinder und Jugendliche es bedauern, wenn Glaube/Religion kein Thema in den Familien ist. Es ist nicht wichtig, immer fixe Antworten parat zu haben, aber immer bereit zu sein, die Antwort im gemeinsamen Gespräch zu suchen. Reden Sie mit ihren Kindern über den Glauben, dadurch werden sie auch selbst viel lernen ! Ermutigen Sie ihr Kind, Fragen zu stellen. Glaube mit Nachhaltigkeit vermitteln - Regelmäßigkeit ! Nie eine Mahlzeit ohne Dank- und Segensgebet beginnen; nie einen Tag beenden, ohne den Kindern mit dem Gutenachtkuß auch den Segen zu geben; sie immer mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn zu verabschieden, etc. Schon die Kleinsten in den Gottesdienst mitnehmen, denn mit 5 Jahren sind sie schon zu "alt", um sich dran gewöhnen zu können. Zuwendung/Zeit schenken ! Das Wertvollste was es gibt, Gott, kann man den Kindern nur vermitteln, wenn man bereit ist (als Eltern, als Lehrer) ihnen das Wertvollste, was man hat, zu schenken: persönliche Zeit. Die Lehrer sollen beherzigen, dass sie nicht nur dienstlich in der Schule sind, denn Schule (lat. "schola") bedeutet ja eigentlich Freizeit, Muße, Zeit für etwas, das man gern tut. "Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden, aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen." (L.N.Tolstoi) Beispiel geben, ein Vorbild sein ! Nichts ist so ansteckend wie ein Beispiel. Man kann seine Kinder noch so gut erziehen, sie machen einem ja doch alles nach! Ein Vater ist immer ein Vor-Bild des himmlischen Vaters für das Bewusstsein des Kindes. Das Begehren kultivieren ! Kinderwünsche nach etwas, das eine kurzfristige Befriedigung auslöst, umlenken auf etwas, das eine dauerhafte Zufriedenheit ermöglicht. Das religiöse Leben ist immer auch mit sittlichen Forderungen und der Verpflichtung zum Verzicht verbunden, aber Religion darf nicht als Vehikel für die Anstandserziehung benutzt werden. Moralische Strenge herrscht nur dort, wo der Glaube schwach ist. Nicht 10 Vorschriften sind es, sondern 10 (An-)Gebote zu einem erfolgreichen und dauerhaft glücklichen Leben! Jesus verbietet uns nichts, Er gibt uns die Freiheit, alles zu tun, was wir aus Liebe tun können. Diese Freiheit (in) der Liebe müssen auch die Kinder zu spüren bekommen. "Kultur der gegenseitigen Anerkennung" fördern ! Das Interesse an der eigenen Religion/Kultur lässt das Interesse für andere Religionen/Kulturen entstehen, was uns andersgläubigen/andersartigen Menschen gegenüber öffnet und ein interkulturelles/interreligiöses Leben in Toleranz erst ermöglicht. Die eigene Religion/Kultur gut zu kennen und zu schätzen ist eine unbedingte Voraussetzung für Verständnis, Wertschätzung und Anerkennung der anderen. In der anschließenden Diskussion brachte ein Jugendlicher einen wertvollen Beitrag, aus welchem hervorging, dass es unersetzlich ist, Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, sodass sie sich gemeinsam im Glauben bestärken und gegenseitig darin "erziehen" können. Zum Glück gibt es schon diverse Angebote wie die Jugend- und Familientreffen in Pöllau, verschiedene Sommerlager, oder die "Freizeit mit Jesus" für 14 ? 19-Jährige in Schladming. Zu der Frage, was bei zunehmendem "Gegenwind" gegenüber
religiösen Schülern (wenn diese wegen ihres Glaubens von den
Mitschülern ausgegrenzt oder angepöbelt werden) zu machen sei,
meinte Mag. Merkinger, dass man ein Mobbing auf gar keinen Fall
zulassen dürfe und dieses der Schulbehörde melden müsse. Am
besten aber gibt man seinen Kindern eine möglichst große Portion an
gesundem Selbstvertrauen mit, sodass sie sich nicht gleich aus der
Ruhe bringen lassen und gut argumentieren können, wenn sie deshalb
blöd angeredet oder verspottet werden. |