Seitenstetten, 08.06.2019
Firmung um 10h
Mit Abt Petrus Pilsinger, Altabt Berthold Heigl und Prior P.Laurentius Resch.
Abt Petrus hat für die Firm-Messe heuer das Evangelium der Samariterin am Jakobsbrunnen ausgesucht, weil es eine "Brunnengeschichte" sei. Brunnengeschichten waren Liebesgeschichten: unter anderen haben sich Abraham und Sarah, sowie Jakob und Rebecca am Brunnen kennengelernt und verliebt. Der Brunnen war damals ein Treffpunkt. Am Jakobsbrunnen traf die Samariterin Jesus und Er wird zur Begegnung ihres Lebens. So soll auch die Firmung zur Begegnung und Beziehung eures Lebens mit Gott werden. Gott wirbt um euch, er lässt nicht nach, ihr müsst nur zusagen.
Unser Lebensdurst, die Sehnsucht nach erfülltem Leben, kann nie gestillt werden. Wir wollen immer mehr. Nur Jesus hat lebendiges, d.h. Leben spendendes Wasser. Wenn der heilige Geist den Lebensdurst stillt, wird man selbst zur Quelle. Die Quelle in uns liegt in der Tiefe. Deshalb müssen wir lernen, unser Leben zu vertiefen. Nicht der oberflächliche "Kick", nicht das "cool Sein" macht den Reiz aus, sondern die Tiefe der Gefühle.
Das gilt auch für die Schule: spätestens bei der Matura stellt sich heraus, ob du die Sache vertieft hast. Handy abschalten - WhatsApp aus ... schaffst Du das ? Statt der virtuellen Kommunikation lieber mal einen echten Brief schreiben. Statt Internetsurfen lieber mal ein echtes Buch lesen, … Wer Gott finden will, muss sein Leben vertiefen, nicht ausreizen. Und wenn er Gott gefunden hat, wird er selbst zur sprudelnden Quelle, zum Wasser, das den Lebensdurst stillt.
Jesus sagt zur Samariterin: "Ruf deinen Mann!", und trifft damit ihren wunden Punkt, ihre viele zerbrochenen Beziehungen. Jesus demütigt sie nicht, sie fühlt sich betroffen, aber sie verteidigt und rechtfertigt sich nicht. Sie bekennt ihm ihre traurige Lebensrealität und ist Jesus nicht böse, dass Er sie darauf angesprochen hat. Das wird ihr zum großen Segen. Für uns heißt es: Wir dürfen weder uns selbst noch sonst niemandem etwas vormachen! Kein Theater von der "idealen Familie" spielen, sondern wir müssen uns ehrlich den Baustellen und Wunden in unserem Leben stellen. Nur das ermöglicht es Gott, uns zu heilen und uns aufzubauen. Stellen wir uns unserer Lebensrealität und reden wir mit Gott und vertrauenswürdigen Menschen darüber. Christus will keine perfekten Menschen, sondern ehrliche und liebende.
Wer zu Gott finden will, muss damit anfangen, mit Ihm zu reden. "Betet ihr gern?", fragte der Abt die Schüler, als er noch Gymnasialdirektor war. "Jaaa", war die Antwort. "Und wann und wo?" "Ähm ..." Es kam heraus, dass sie eigentlich gar nicht beten. Wir sollen beten 'im Geist und in der Wahrheit', denn Gott ist überall gegenwärtig. Das Gebet beginnt mit dem Gefühl der Dankbarkeit. Seien wir dankbar -Gott und den geliebten Menschen- für alles was sie für uns tun und uns geben.
Zum Schluss fasste Abt Petrus zusammen: 1) Wer glauben will, muss sich mit dem Beten beschäftigen! 2) Nie die Gegenwart Gottes verlieren! 3) Das Leben vertiefen, nicht ausreizen! 4) Als dankbarer Mensch leben!"