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 Seitenstetten, 29.01.2013

 Vortrag von Weihbischof DDr. Helmut Krätzl
 "Für eine Kirche, die den Menschen dient"

 In seinem sehr gut besuchten Vortrag im Benediktussaal des Stiftes Seitenstetten ging es dem Weihbischof vor allem darum, aufzuzeigen, welch mutigen "Sprung vorwärts" (Zitat: Papst Johannes XXIII.) die Konzilsväter des II.Vatikanums wagten:  im Kirchenbild, in der Liturgie, in der Sicht der Bibel, vor allem aber in der Ökumene, in der Beziehung zu anderen Religionen sowie beim Verständnis der Religionsfreiheit.   Er zitierte dabei aus seinem gleichnamigen Buch, sowie aus "Das Konzil - ein Sprung vorwärts"

 Dieser "Sprung" sei dadurch gelungen, weil sich der Papst und die reformwilligen Bischöfe zusammen getan haben und dadurch sich gegen die römische Kurie durchsetzen konnten.   Als "gutes" Beispiel der mutiger bischöflicher Kollegialität nannte Krätzl die Mariatroster- und die Königsberger-Erklärung.

 Vom Konzil sei noch nicht alles umgesetzt, wie etwa die Mitverantwortung der Bischöfe in der Leitung der Weltkirche, das "gemeinsame Priestertum" aller Getauften oder die Ehelehre.   Diesbezüglich zitierte er den "jungen Ratzinger", der damals positiv zum Kommunionempfang bewährter Wiederverheirateter geschrieben hat.   Krätzl wünscht sich, dass die Kirche nicht zentral von Rom aus verwaltet wird, weil "die Kurie mit einheitlichen Regeln nicht kulturelle Aspekte berücksichtigen kann".   Die Kirche solle nach "Kulturkreisen" organisiert sein, und solche Kirchenregionen sollen selbständig über Liturgiegestaltung, Zölibat, Wiederverheirateten-Pastoral, etc., entscheiden dürfen.

 In anschließender Diskussion meinte der Bischof auf die Frage, warum Papst nicht ein III. Vatikanum ausrufe, und warum weder Konservative noch die Modernisten danach verlangen, dass es Befürchtungen gäbe, ein neues Konzil könnte die Errungenschaften der alten rückgängig machen.

 Auf die Frage, zur "Pfarrerinitiative" von Pfarrer Schüller stehe, meinte er, dass Schüller, "sein guter Freund", das Wort "Ungehorsam" schlecht ausgewählt habe, und dass manche Forderungen, wie die Priesterweihe der Frauen, kirchenrechtlich zur Zeit gar kein Thema sein können.

 Der eremitierte Bischof Helmut Krätzl  hat das II. Vatikanische Konzil als Stenograf miterlebt, war Sekretär von Kardinal Franz König und von 1977 bis 2008 Weihbischof der Erzdiözese Wien.

 Der Abend wurde vom Bildungshaus St.Benedikt organisiert und von Mag. Michael Wagner moderiert.


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