An die vierzig Jugendliche wurden heuer in Aschbach, Mostviertel, NÖ, von Abt Berthold Heigl OSB von Stift Seitenstetten gefirmt.
Während in der Taufe der
Hl. Geist durch das Element des Wassers wirkt, um die Seele des Menschen von der ererbten Folge der Trennung von
Gott zu reinigen, wirkt der
Hl. Geist im Sakrament der
Firmung [lat. confirmare: bestätigen, bekräftigen] durch das Element des Feuers (nach
Mt 3,11 und
Ap 2,3), um den Menschen in seiner Entscheidung für
Gott zu stärken.
Viele junge Firmlinge stellen sich die
Firmung wie das erste
Pfingsten vor (was gar nicht so falsch oder naiv ist, denn genau so steht es auch im
Katechismus) und erwarten, dass sie gleich, nachdem sie vom Bischof die "Ohrfeige" bekommen haben, abheben und in der Kirche herum flattern und andere Wunder machen werden.
Welche Antwort aber sollen wir den enttäuschten Firmlingen geben, wenn wunderbare Zeichen ausgeblieben sind und wenn sie uns nach der Firmung die heikle Frage stellen, warum ?
Unsere Antworten geben wir auch Euch/Ihnen weiter, mit der Bitte, dass diese -wie in unserer letzten Aussendung erwähnt- nur als Privatansicht zu verstehen sind, ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit und absolute theologische Richtigkeit:
1. Jeder bekommt bei der
Firmung Gaben des
Hl. Geistes. Aber nicht jeder bekommt alle
* Gaben, und nicht jede
Gabe in ihrer ganzen Fülle und ihrer vollen Reife, sondern jeder nach seiner eigenen Reife. Die einen bekommen sie als Samen, die sie dann selbst durch Pflege zur vollen Reife bringen können, die reiferen Menschen, die mit den
Gaben besser umgehen können, bekommen gleich die ausgereifte Ähre.
2. Jede Gabe wird einem nicht für sich selbst gegeben -so wie die Glieder nicht nur für sich selbst da sind, sondern für den
gemeinsamen Leib (nach Paullus in
1Kor12). Somit bekommt jeder die Gaben auch nach Bedarf und der Tragfähigkeit seiner Familie, seiner Umgebung, seiner Pfarrgemeinde und Kirche.
3. Die in der Tradition aufgezählten 12 Früchte des Hl. Gestes (Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit) sind eben die Folgen des Lebens im und mit dem Hl. Geist und nicht Sein unmittelbares Geschenk, obwohl sie das sicher auch sein können.
4. Solange
alle 5 Sekunden ein
Kind vor Hunger stirbt (was nicht ganz ohne unser Verschulden geschieht, denn:
wir ernähren die Welt), solange Milliarden
Menschen auf dieser Erde schuldlos unter zahllosen, himmelschreienden Ungerechtigkeiten zu leiden haben, wird der
Heilige Geist Wichtigeres zu tun haben (nämlich bei diesen armen Kindern und Menschen Trost und Stärkung spenden), als bei uns Reichen zu wehen und unsere Wunder-Gaffgier zu stillen.
Leider wird die Firmung erfahrungsgemäß für viele Jugendliche -bis zur Ehe- zum letzten empfangenen Sakrament. Sie bleiben allzu oft dem Sakrament der Eucharistie, und der Kirche überhaupt, fern.
Es kann nicht an der mangelden Vorbereitung liegen, da in unseren Pfarrgemeinden und vermutlich auch anderswo die Firmlinge intensiv im Religionsunterricht und durch die Betreuer in der Firmvorbereitung vorbereitet werden.
Durch charismatischen Bewegungen ergaben sich viele neue Fragen bezüglich der (Wunder-) Wirkung des Hl. Gestes. Da das Sakrament der Firmung mit Charismatik in direkter Verbindung steht, vielleicht wäre es möglich im Züge der charismatischen Erneuerung diese Fragen zu klären und zugleich dieses wichtige Sakrament neu aufzufassen.
Uns allen, die schon gefirmt sind, wünschen wir, dass wir uns daran erinnern, dass in jeden von uns die Funken der Gaben des Hl. Geistes eingesetzt wurden, eine Glut, die wir nur zum Entflammen bringen müssen um Gleiches bewirken zu können wie die Jünger in der Zeiten der Urkirche, als es noch ein Wunder war - wenn keines geschah.
* Tradition (nach Paulus in
Römer 12,4-8) und
Katechismus sprechen von 7 Gaben: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Die charismatischen Bewegungen sprechen (nach Paulus in
1Kor12) von 9 Charismen (Geistesgaben):
-
drei Offenbarungsgaben (Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis und die Unterscheidung der Geister),
-
drei Kraftgaben (Gabe des Glaubens, Gaben des Heilens und Gabe des Wunderwirkens) und
-
drei Inspirativgaben (Weissagung, Gabe des Sprechens in unbekannten Sprachen und die Auslegung der Sprachen).