"Kardinal Stepinac zum Schutzpatron der Richter und Anwälte erklären!" fordert Richterin Stahl
Am Vorabend des Stepinac-Gedenktages (10.Feb.) stellte Richterin Claudia Stahl, die sich der Fürsprache des seligen Alojzije anvertraut hat, diese Initiative in Kroatien vor.
Die göttliche Vorsehung machte Claudia Stahl zu einer großen Förderin der Verehrung des kroatischen Märtyrers Kardinal Stepinac, obwohl sie zuvor nie etwas mit Kroatien, der kroatischen Kirche oder mit kroatischen Bürgern zu tun hatte.
Claudia Stahl ist Juristin, Richterin und deutsche Staatsbürgerin. Sie ist bescheiden, zurückhaltend und sanft in der Begegnung, aber scharf und präzise in ihren Äußerungen. Den bekannten deutschen Charaktermerkmalen entsprechend, drückt jede ihrer Äußerungen Eifer und Disziplin sowie Klarheit und Genauigkeit ihrer Terminologie aus.
Stahl schlägt vor, dass der selige Alojzije Stepinac zum Schutzpatron der Richter und Anwälte erklärt werden sollte. Diese wertvolle Idee hat nicht nur eine symbolische Bedeutung - angesichts des Schicksals des fälschlich angeklagten und zu Unrecht verurteilten Kardinals. Diese Initiative scheint eine geistliche und ehrliche Inspirationen einer Person zu sein, die mit dem seligen Alojzije schon lange im Geiste befreundet ist.
Die deutsche Richterin kennt das Leben des Kardinals gut wie kaum ein Kroate, und sie ist von seiner himmlischen Fürsprache für das kroatische Volk überzeugt. Obwohl "Ausländerin", schenkte sie dem kroatischen Volk diese großartige Initiative, auf dass Stepinac einen neuen himmlischen Fürsprache-Bereich bekommt, und zwar ausgerechnet jenen, der ihm das Leben gekostet hat: den JURISTISCHEN.
"Von Kardinal Stepinac hörte ich in Deutschland im Zusammenhang mit dem Dritten Reich. Als er selig gesprochen wurde, las ich von der heftigen Kontroverse um ihn herum. Das war für mich der Anstoß, über Stepinac zu forschen, denn ich wollte die Wahrheit erfahren. Ich kann es nicht erklären, es war eine spirituelle Berührung, so wollte ich immer mehr wissen."
Während der Recherche sah ich, dass die Fakten nicht mit dem Bild übereinstimmten, das von ihm dargestellt wurde. Ich sehe Kardinal Stepinac in seinen Zimmern in Krašić: verurteilt, in Hausarrest, isoliert, todkrank. Aber immer noch so optimistisch, geduldig, gläubig und loyal gegenüber dem Heiligen Vater. Acht Wochen vor seinem Tod schrieb er, dass seine Verurteilung ein politischer Mord war. Das muss eine Warnung an uns Juristen und an das Justizwesen sein. Deshalb bete ich zu ihm als Beschützer und Fürsprecher der Richter, damit wir immer unvoreingenommen richten und nur Wahrheit und Gerechtigkeit vertreten.", richtet Stahl aus.
"Alojzije Stepinac - die Biographie" heißt ihr fast 600 Seiten starkes Werk, das im Jahr 2017 im deutschen Schöningher Verlag erschienen ist. Damit hatte sie kürzlich ihren ersten öffentlichen Auftritt in Kroatien bei der Präsentation des Buches "Die kommunistische Verfolgung und das Martyrium des seligen Alojzije Stepinac" von Mons. Dr. Juraj Batelja, dem Postulator des Heiligsprechungsprozesses von Stepinac, an der Universität Zadar. "Claudia Stahl ist meine 'Assistentin' und kroatische Botschafterin in der Welt." meinte der Postulator.
Claudia Stahl ist geboren in Hamburg, sie lebt in Berlin und arbeitet als Richterin am Verwaltungsgericht in Cottbus, einer Stadt in der Nähe von Berlin. Sie beherrscht bestens die kroatische Sprache, die sie nur deshalb lernte, um Originaldokumente lesen zu können, die ihr helfen könnten, Authentisches über das Leben von Kardinal Stepinac zu erfahren
In ihrer Umgebung begegnete sie hauptsächlich negativen Meinungen über Stepinac. "Man sagte nicht, er sein ein Verbrecher, aber die Leute waren nicht davon überzeugt, dass er ein Heiliger war. Es gibt immer Zweifel, weil er verurteilt wurde, und viele denken, wenn jemand verurteilt wird, muss es einen Grund dafür geben. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, dass das kommunistische Urteil in Kroatien vor zwei Jahren annulliert wurde.", meint Stahl.
"Auch Richter können sich in ihrem Urteil irren, aber sie tun es nicht in böser Absicht. Aber im Fall von Stepinac haben kommunistische Richter absichtlich böse gehandelt. Denn als professionelle Juristen haben sie wissen müssen, dass Stepinac unschuldig war, und dennoch haben sie bei diesem Schauprozess mitgemacht.
Als ich Jura studiert und mich auf ein Staatsexamen vorbereitet habe, suchte ich Stepinac' Namen im Internet - ich weiß nicht warum. Ich fand nur ein paar alte Bücher auf Englisch und Französisch. Die vorhandenen kroatischen Bücher konnte ich damals nicht verstehen. Ich bat Alojzije für seine Fürsprache und für seine Unterstützung bei der Prüfung. Ich habe ihm versprochen, sein Grab zu besuchen, und dass ich etwas über ihn schreiben würde. Die Prüfung habe ich bestanden und bekam die Stelle als Richterin. Dieser Prüfungserfolg war für mich ein großes Zeichen, das mich erschütterte. Es war eine Berührung ! Eine spirituelle Berührung !
Ich wollte mein Versprechen halten. Ich habe in Berlin angefangen Kroatisch zu lernen, weil ich gesehen habe, dass ich ohne Kroatischkenntnisse nicht genau verstehen würde, was mit Stepinac wirklich los war. Ich reiste nach Kroatien, ich sah sein Grab in der Kathedrale und sein Zimmer und Bett in der Pfarre von Krašić. Von Anfang an hat mich Krašić, sein Geburts- und Sterbeort, am meisten berührt.
Vor acht Jahren wurde ich Richterin. Das verdanke ich dem lieben Gott und dem seligen Alojzije. Ich werde es nie vergessen. Ich bin glücklich, dass ich mein Versprechen halten konnte, ihm meine Dankbarkeit zu zeigen. Ich ging in ein deutsches Archiv. Ich sah, dass Stepinac sowohl als er am Leben war, als auch nach seinem Tod, in Deutschland eine bekannte Person war. Er war mit Deutschland verbunden, weil er am Germanicum, einem deutschen Institut in Rom, studiert hatte. Er hatte Zeit seines Lebens mehrere Freunde in Deutschland und auch einen deutschen Arzt. Ich fand heraus, dass er in seinen Briefen oft deutsche Sprichwörter und deutsche Literatur zitierte. Er konnte Deutsch sehr gut, neben Französisch, Italienisch und Latein."
Nachdem sie Kroatischunterricht nahm, begann sie, die Briefe des Kardinals aus dem Gefängnis ins Deutsche zu übersetzen. "Es war anfangs sehr schwierig, aber nach etwa hundert Briefen wurde es leichter. So habe ich in gewisser Weise die kroatische Sprache vom Kardinal gelernt.", schmunzelt Stahl.
"Sehr berührend für mich ist auch das Grab von Stepinac im Zagreber Dom mit den vielen Menschen, die ununterbrochen zu ihm kommen. Es freut mich sehr zu sehen, dass der Kardinal, der von den Kommunisten isoliert wurde und abgeschirmt gestorben ist, jetzt ständig unzählige Besucher hat ! Denn eine solche Verehrung hat er auch verdient. Er ist ein sehr treuer Freund.", sagte Claudia Stahl, die am 10. Februar, dem Gedenktag des Seligen, an der Feier in der Kathedrale von Zagreb teilnahm.
Fotos: Kard. Alojzije Stepinac und seine Biografin Claudia Stahl. (laudatio.hr)
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